
… im gleichen Zimmer.
Nein, nicht Kinderyoga.
Nee, sie haben nicht geschlafen.
Nö, es gab auch kein Kino.
Ich hab’s einfach mal probiert letzten Mittwoch.
Der Herr Papa war unten im Keller zugange, irgendwas sägen für das Hochbett des großen Kleinen.
Ein weiterer Schritt unseres Projekts Vergrößerung der Wohnung um ein paar Quadratmeter, was schließlich in Reconquista Wohnzimmer münden soll, indem das Schlafen im Kinderzimmer in die zweite Etage versetzt wird und die Eisenbahn (ein platzraubender Zeitvertreib!) unter den Betten aufgebaut werden kann. Er war also im Keller sägen. (Er sägt auch manchmal nachts.) Und ich dachte mir so, ich probiere es einfach mal. Beide Jungs waren gerade in einträchtiger Harmonie dabei, Sticker in ihre Stickerbücher zu kleben, der kleine Kleine Space Warriors, der große Kleine mythische Monster. Ich rollte meine Yogamatte aus.

Und wählte eine Yogaklasse, die ich kannte. Gut. Denn die Jungs flüsterten nicht gerade miteinander. Es war ein anstrengender Tag gewesen und ich wollte einfach nur runterkommen, daher entschied ich mich für Yin Yoga. Beim Yin Yoga bleibt man mehrere Minuten lang in ein- und derselben Position. Neben dem Entspannungseffekt ist dieser Yogastil auch für den gesamten Körper gut. Es werden Muskeln, Faszien und Bänder gedehnt, wenn man es wirklich schafft, in die Haltung hineinzusinken. Das klappte anfangs auch. Meine Yin-Yoga-Dame des Vertrauens, die ich bisher nur aus der virtuellen Welt kenne, hat eine beruhigende Stimme und sagt die Asanas klar an. Wenn sie nicht übertönt wird.
“Mama, wo kommt denn der Sticker hin?”
“Lass dir mal bitte vom großen Kleinen helfen.”
“Ah, ich hab’s.”
“Oh Mist, jetzt hab ich mich verklebt!”
“Zieh’s wieder ab und kleb nochmal neu.”
Als ich in der gefühlten zwanzigsten Minute von Salamba Bhujangasana lag, mich gar nicht mehr wie eine stolze Sphinx fühlte und dachte: ‘Befrei mich endlich, befrei mich!’, sagte der kleine Kleine: “Komm wir kämpfen! Frolix hat 8 Stärke!” (Das hatte ihm der große Kleine vorher laaaaangsaaaam vorgelesen.) Der große Kleine rief: “Jetzt kommt Medusa!” Die für mich virtuelle Yogalehrerin sagte: “Beim nächsten Atemzug gib den Impuls, die Haltung aufzulösen.” Danke.
Später, in Ardha Supta Virasana liegend… okay, ich geb’s zu, auf die Unterarme gestützt, gingen sie zu den Sauriern über. Der im Vergleich etwas zu klein geratene Allosaurus wollte den Triceratops fressen, er erwischte auch den Arm des kleinen Kleinen. Die Hörner des Tricera pieksten neben dem Allo ebenfalls den großen Kleinen. Kollateralschäden.
Immer wieder kamen die Jungs zu mir und schauten auf das Display meines Handys, was die Yogalehrerin denn gerade machte, das ich spiegelte. Der kleine Kleine justierte meinen Arm nach. “Du bist ein guter Yogalehrer”, sagte ich.


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