Yin war der Yogastil meiner Wahl im Monat September, gewürzt mit einem Ashtanga-Wochenende.
Yin, ein Begriff, der aus der chinesischen Philosophie des Daoismus stammt, steht unter anderem für das Weibliche, Passive, Dämmrige. Der Begriff fand seinen Weg in die Yogawelt in den Achtzigerjahren, als Sarah Powers und Paul Grilley das Konzept des Yin mit dem des Hatha Yoga verknüpften und eine ruhige, passive und entspannende Art, Yoga zu praktizieren, schufen.
Wenngleich entspannend, ist Yin Yoga nicht minder anstrengend. Drei Minuten oder mehr gehalten, wirken die Asanas tief, über die Muskeln hinaus bis in die Faszien, Bänder, Gelenke und gar Knochen. Damit es nicht unerträglich wird, in der Haltung zu verharren, geht man nicht so tief in die Dehnung, wie es möglich wäre, sondern bleibt kurz vorm Dehnungsschmerz stehen. Hängt das Bein dann noch in der Luft, schwebt der Hintern kurz überm Boden, hilft ein Block, ein Kissen, ein Plüschtiger oder eine große Zucchini. Was eben gerade in Reichweite liegt. Und, nein, ich lege es mir nie zurecht, immer denke ich: Ich brauch das eh nicht. Hm.
Mit der Zeit, nach und nach, Tage, Wochen, Monate der Praxis später fühlt sich plötzlich Ardha Supta Virasana, der halbe Sattel, ganz angenehm an und ich fiebere gar nicht mehr so sehr dem Ende der drei Minuten des Haltens entgegen.
Andere Asanas hingegen, allen voran Prasarita Padottanasana, scheinen nur Fortschritte im Nanobereich für mich zu bringen. Aber da hat wohl jeder seine ganz speziellen Baustellen.
Was für Ashtanga-Yoga der herabschauende Hund ist, ist für Yin die Sphinx. Diese sanfte Rückbeuge kommt in fast jeder Yin-Klasse vor, die ich praktiziere.
Die Sphinx führe ich auch gerade jetzt beim Schreiben der Rohfassung dieses Textes aus und ich muss mich immer wieder erinnern, das Brustbein leicht anzuheben. Das ist das einzige Yogaartige, das ich seit Mittwoch gemacht habe. Mittwoch fühlte ich mich noch ganz gut, Donnerstag leicht erkältet und am Freitag erwischte es mich kalt. Inzwischen fühle ich mich besser, aber immer noch krank und ich vermisse Yoga, mag aber meinen Körper nicht belasten. Wenn ich mich etwas fitter fühle, werde ich mit Yin wieder langsam in Yoga einsteigen.

Schreibe einen Kommentar